Andacht 07/2019:

Richtig zuhören!

Mit dem Hören ist das so eine Sache! Als unser Söhnchen – heute schon längst verheiratet – noch bei uns wohnte, sagte ich oder mein Frauchen manchmal zu ihm: „Bitte räume doch den Tisch ab!“ – Keine Reaktion! Weiter frage ich: „Welche Hausaufgaben hast du denn heute auf?“ – Wieder nur Schweigen! Dann stand ich auf und bewegte mich Richtung Kühlschrank mit den Worten: „Na, dann hole ich mir halt ein Eis!“, schon schrie er los: „Papa, bitte mir auch eins!“ – So war das damals, und so ist das oft auch noch heute: Wir hören nur das, was wir hören wollen! Das, was uns zu unbequem erscheint, „überhören“ wir gerne. Also Appelle, unbequeme Fragen, die uns nicht in den Kram passen, auf die wir keine Lust haben. Da schalten wir auf „Durchzug“! -

Der Kommunikationswissenschaftler Friedemann Schulz von Thun hat schon vor etlichen Jahren herausgefunden, dass wir alle nicht mit zwei, sondern mit vier Ohren hören. Wir können das, was jemand zu uns sagt, auf vier verschiedene Arten und Weisen interpretieren. Also etwa als Appell, nun endlich in die Gänge zu kommen und eine Sache besser zu machen. Als rein sachliche Information ohne eine verborgene Botschaft. Als versteckten Hinweis für unsere Beziehung zu jemand anders. Oder als Angriff auf unsere Person, also einen Satz, der uns niederdrückt und fertigmacht. Das ist sehr spannend und auch hilfreich, wenn man das mal begriffen hat und gelernt hat, die versteckten Botschaften hinter den Sätzen unserer Mitmenschen zu entlarven.
Was meinen die eigentlich, wenn sie dies oder jenes zu uns sagen? Kommunikation ist spannend. Und es gehört schon eine große Portion Verständnis und genauem Zuhören dazu, damit es zu keinen Missverständnissen kommt.

Gott weiß das und lädt uns ein, besser zu kommunizieren. In einem alten Brief der Bibel schreibt ein kluger Mann namens Jakobus: „Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn.“ (Lutherbibel – Jakobus 1, 19). „Schnell zum Hören“, das meint wohl: Mit großer Aufmerksamkeit und Sensiblität dem anderen zuhören! Bei der Sache sein! Sich nicht ablenken lassen! Spüren, was der andere sagen will! - Das hat was mit Verständnis und Empathie zu tun. Zu merken, worum es dem anderen wirklich geht. Nicht immer spiegeln die Worte eines Menschen das wider, was er tatsächlich fühlt oder denkt. Ein guter Therapeut oder Seelsorger will mit großem Einfühlungsvermögen herausfinden, was wirklich in einem Menschen steckt, was ihn bewegt. Erst dann kommt es zu einem gemeinsamen Verständnis. – „Langsam zum Reden“ – Oh ja, da muss ich noch viel lernen! Nicht sofort jemanden zu unterbrechen oder zu antworten oder meine Meinung zu seinen Sätzen äußern. Jemand hat mal herausgefunden, dass wir – und zwar jeder Mensch gleichermaßen – am Tag so um die 16.000 Worte reden! Das ist viel zu viel, oder?
Man kann einen anderen mit Worten „erschlagen“, fertigmachen, „totreden“. – Also, solche Leute gehen mir echt auf den Geist! – Aber vielleicht bin ich ja selbst einer von denen? Vielleicht hilft es, erst einmal eine kleine Pause zu machen, nachdem der andere geredet hat. Erst einmal schweigen, still sein, nicht sofort losquatschen! Denn wenn wir viele Worte machen, reden wir auch viel Unsinn. Deshalb fügt Jakobus in der Bibel noch an: „Langsam zum Zorn!“ - Ja, im Zorn kann man schon Sachen sagen, die kann man später kaum mehr zurücknehmen. Die sind so schlimm, die kann der andere womöglich gar nicht mehr verzeihen! Ein böser Satz genügt –, und schon ist alles dahin! Gott fordert uns auf, einen Gang runter zu schalten. Es ist, als ob er zu uns sagen würde: „Denke nach, sei offen, überlege, was du sagst, verletze nicht den anderen, auch wenn du eine andere Meinung hast!“ – Ich finde, die Ratschläge des Jakobus sind sehr, sehr kluge Hilfen für eine gute Kommunikation. Denn die meisten Missverständnisse und Streitereien entstehen doch dadurch, dass wir nicht gelernt haben, richtig miteinander zu reden und aufeinander zu hören.
Die Bibel kann uns da so manche weisen Tipps geben. Denn die Leute damals hatten doch ähnliche Probleme wie wir heute. Und wir können so aus ihren Erfahrungen lernen und sie uns heute zu eigen machen. In diesem Sinne eine schöne Urlaubszeit und genießen Sie gute
Gespräche in der Familie oder mit Freunden.

Pastor Rainer Platzek, Pastor in Schmiedeberg, Mitglied im LV Sachsen

Vernetzt im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Deutschland K.d.ö.R.

Wir sind Mitglied im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. Darüber hinaus gehören weitere Gemeinden zu unserem Landesverband.


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