Impuls 07/2017:

    Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.
                                                                                                   Lukas 13,29

2017.07 Luk 1329 und es werden kommen

Trotz der vielen Menschen auf dem Bild, werden unsere Blicke auf das Gesicht des Gekreuzigten in der Bildmitte gelenkt. Mit wachen Augen sieht er uns an. Seine nach oben gestreckten Arme sind nur angedeutet. Sie öffnen sich. Am oberen linken Bildrand, dort wo die Handwurzel zu vermuten wäre, befindet sich ein Nägelmal. Es erinnert:  Weil Jesus sich auf seine Liebe zu uns festnageln ließ, erleben wir Gemeinschaft mit ihm und untereinander. Sein Gebet am Kreuz: „Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ wurde erhört. Darum bilden seine Arme das Tragwerk für die Treppe, die Himmel und Erde verbindet.
Wie weit Gottes Barmherzigkeit und Liebe reicht, lässt uns die bunt gemischte Menschengruppe ahnen. Sie kommen von oben dazu, von Gott geschenkt, damit sie beim Fest des Glaubens dabei sind. Am Tisch sitzen schon etliche Personen. Sie warten. Andere stehen und empfangen die Menschen, die die Treppe hinunterkommen mit freudigem Hallo.

Was für eine bunte Gemeinde!  Gott liebt es bunt. Ihm wird es nicht zu bunt. Er bringt Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Erfahrungswelten zusammen: Männer, Frauen, Alte, Kinder, Gesunde und Behindere, Dicke, Dünne… Beim Fest des Glaubens begegnen sich Menschen mit verschiedenen Lebenserfahrungen und -Geschichten. Doch der Punker freut sich ebenso, wie das Paar neben ihm und die contergangeschädigte Frau mit ihren kurzen Armstummeln, dass ihre Gemeinschaft noch bunter wird.
Sie freuen sich, weil sie ihre Gemeinschaft im Licht von Jesus sehen. Über Gottes Liebe kann ich nur staunen: Sie reicht weiter als der Ausschnitt, denn wir vor Augen haben.
Auch die Menschen, die ich abgeschrieben habe, vermag Gottes bedingungslose Liebe zu erreichen. Jeder darf zu ihm kommen, wie er ist. Da ist auch Platz für Dich und mich.
So wie die Treppe sich nach oben hin öffnet, öffnet sich auch der Tisch zu uns hin. Auf diese Weise werden wir an den Tisch geladen. Setzt Du Dich dazu, oder bleibst Du lieber Zuschauer? Empfindest Du Gottes Liebe als Zumutung? Sie fordert uns ja heraus, einander so vorbehaltlos anzunehmen, wie Jesus Christus uns angenommen hat. Mich holt das aus meiner Komfortzone heraus. Lebendige Gemeinden verändern sich stetig. Vielleicht wird es dem einen oder anderen zu bunt. Er oder sie klagen: „Ich will meine Gemeinde zurück!“  Vorbehalte, Ängste und unsere ungeschriebenen Gesetze werden laut.  Was lässt die Menschen so offen füreinander und ihre Gegensätzlichkeit sein?
Ich vermute, sie sind von der Weite und Tiefe der Liebe Gottes begeistert, die sie alle an seinen Tisch bringt. Im Austauschen und zuhören, entdecken wir Christus im Leben des anderen. So lernen wir einander verstehen, beieinander und bei Jesus zu bleiben. Es ist ja nicht meine, sondern seine Gemeinde. Er ist der Herr. Darum will ich ihm vertrauen. Jesus weiß was er tut, wenn er das Fest des Glaubens noch bunter und vielfältiger macht.  Wenn ich seine bedingungslose Liebe beherzige, weitet sich mein Herz.
Während meiner Seelsorgeausbildung kam es öfter vor, dass ganz gegensätzliche theologische Positionen aufeinanderprallten. Sobald aber einer begann zu erzählen, was ihn in seinem Leben dazu bewegt hat, so zu denken, entstand Nähe und Anteilnahme. Wir konnten uns in und mit unserer Gegensätzlichkeit annehmen und hinterfragen lassen. Der andere war ja auch wie ich mit Jesus unterwegs.
In der Regel sind wir in verschiedenen Lebensphasen, wie die Menschen auf dem Bild. Die alte Frau, die sich auf ihren Stock stützt, die Frau im Rollstuhl, der Vater mit seinem blinden Kind, die blonde junge Frau im Vordergrund und Ihre dunkelhäutige Tischnachbarin mögen ganz unterschiedliche Fragen umtreiben. Doch die Liebe von und zu Jesus verbindet sie und uns.
Dennoch geht es nicht ohne Streit und ohne Verrat der Liebe ab. Wir sind keine Engel. Jesus setzte die Zeichen für seine bedingungslose Liebe in der Nacht ein, in der er verraten wurde: Lass Dir Gottes Barmherzigkeit schmecken. Seine Gnade macht allen Schaden gut und vermag zerbrochene Beziehungen zu heilen.  
Wenn wir unseren Blick über das Bild wandern lassen, entdecken wir eine Menge Elend am Tisch versammelt. Jesus scheut nicht die Berührung mit unserer Not, sondern lädt uns ein: Komm mit dem, was Dich belastet, Deiner Not, Deinen Wunden. Spiele nicht heile Welt, wenn Dein Leben nicht heil ist. Lass Jesus an deine Wunden, damit er sie heilt. Diese Erfahrung verändert. Sie macht uns Beine. Jesus schickt uns an die Hecken und Zäune, sprich in die VHS, Vereine, Krankenhäuser, zu Initiativen und Stadtfesten, … um Menschen zum Fest des Glaubens einzuladen. Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

 

 

 Ralf-Detlef Ossa, Pastor in der EFG Gröditz

Vernetzt im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG) in Deutschland K.d.ö.R.

Wir sind Mitglied im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in Deutschland K.d.ö.R. Darüber hinaus gehören weitere Gemeinden zu unserem Landesverband.


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