November-Andacht 2019
Andacht 11/2019:
Eine „Hiobsbotschaft“ nach der anderen ...
... hat Hiob erreicht, erst wird sein ganzer Besitz zerstört und geraubt, seine Knechte werden erschlagen, die eigenen Kinder kommen um und schließlich wird ihm noch die eigene Gesundheit genommen und er sitzt übersät mit bösen Geschwüren in der Asche. Was für ein himmelschreiendes Häuflein Elend! Seine drei Freunde kriegen Wind von seiner Lage. Sie machen sich auf und besuchen ihn. Zunächst schweigen sie sieben Tage lang, halten seinen Schmerz aus und leiden mit ihm. Ich ziehe den Hut vor diesen zunächst wirklich einfühlsamen Begleitern. Wer von uns hätte ein Schweigen von 7 Tagen ausgehalten? Als sie dann aber zu reden beginnen, wird es problematisch.
Sie versuchen, das Leid Hiobs zu erklären und zu deuten – und dabei liegen sie völlig daneben. Sie können Hiob in ihren Erklärungs- und Schuldzuweisungsversuchen auch nicht mehr wirklich nahe sein. Hiob reagiert entsprechend. Er wehrt sich gegen seine „Tröster“. Er schreit all seinen Schmerz, das Nichtverstehen seiner Situation zu Gott hinaus. Dann jedoch folgt ein „Aber“ bzw. ein „Dennoch“. Seine Frau hatte ihm am Tiefpunkt seiner Verluste geraten, Gott abzusagen und sein Leben zu beenden. Aber Hiob wählt das Leben.
Die Frage, wie ein allmächtiger und liebender Gott all das Leid dieser Welt zulassen kann, bewegt seit jeher viele Menschen. So mancher ist an dieser sogenannten Theodizee-Frage in seinem Glauben gestrandet. Bei Hiob scheint es zunächst auch so, dann jedoch dreht sich sein Denken. In seinem Nichtverstehen und mitten in seinen Klagen und Anklagen läuft er nicht von Gott weg, sondern zu ihm hin.
Am Ende steht dann der Satz, der den Monatsspruch für November bildet: "Aber ich weiß, dass mein Erlöser lebt! " Hiob 19,25 Bis heute sind wir eingeladen, auch alles Nichtverstehen, alle Klagen und Anklagen, alle Zweifel und allen Schmerz vor Gott auszubreiten. Er hält das aus, und wenn er das aushält, dürfen auch wir Christen das bei Menschen in Not mit aushalten, ohne vorschnelle und wohlfeile Antworten abzuspulen. Indem Hiob mit allen seinen ungelösten Warum-Fragen zu Gott kommt, beginnt in ihm etwas zu heilen. Gott selbst lässt in ihm die neue Gewissheit wachsen, dass er es am Ende gut machen wird. Hiob kann sich so im Vertrauen an seinem Gott festhalten, der sein Erlöser, sein Anwalt bleibt – auch gegen alle Schuldzuweisungen und Infragestellungen der Freunde. Ja, er kann sogar davon sprechen, dass der große und ewige Gott sein ganz persönlicher Verteidiger ist – und dass er weder totzureden noch totzuschweigen ist. So wird diese Aussage auch uns zu einem Hinweis auf Christus, in dessen Leiden und Sterben sich Gottes Wesen zeigt, der sich das Leid dieser Welt selbst auflädt. Und zugleich tritt Christus an unsere Seite, um uns wie ein Anwalt beizustehen, wenn uns unsere Schuld verklagen will. Wer sich glaubend darauf einlässt, bei dem zieht eine durchtragende Gewissheit des Glaubens ein – auch bei „Hiobsbotschaften“ und in den Tälern unseres Lebens.
Pastor Thomas Scheffler, - Vorstand - HERR-BERGE e.V.